Einige Absätze zu Arbeitslosigkeit

Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man als Arbeitsloser alles das tun kann, was man will, selbst wenn man die Dinge, die einfach zu viel Geld kosten nicht in Betracht zieht. Dies liegt daran, dass die Anzahl der Vorhaben inflationär zunimmt, während die Geschwindigkeit, in der man etwas tut, in erstaunlichem Maße abnimmt. Zumindest für einige trifft das zu.

Mit dem Arbeitslossein ist es wie mit dem Dickwerden: es ist einfach, es zu werden und sehr schwierig, wieder davon runter zu kommen.

Ein Freund von mir leitete lange Jahre Jugendtheater. Eines Tages wurde es ihm zu viel, zu viel Wiederholung desselben, zu viel Scherereien mit der prekären Geldbeschaffung, und er ging in Hartz-4. Er wunderte sich, mit welcher Plötzlichkeit seine menschlichen Kontakte abnahmen. Nun schreibt er an einem Buch, aber mit größter Skepsis, was die Nachfrage angeht.

Zwischen Arbeitslosengeld und Hartz-4 eine andere Unterscheidung zu treffen als das Geld ist lächerlich; ob das Geld aus dieser oder jener Kasse kommt ist doch völlig unwesentlich.

Es heißt, Arbeit gebe Kraft zu mehr Arbeit. (Sagte u.A. der indische Guru Rajneesh alias Osho). Da ist wohl was dran.

Ich rede jetzt von den sogenannten freiwilligen Arbeitslosen, was sozusagen der “Abschaum” in der öffentlichen Diskussion ist. Für einige von diesen ist das Schwierige nicht so sehr, etwas zu tun, als etwas nicht zu tun, d.h. viele Möglichkeiten (und seien sie auch illusionär) gegen eine Wirklichkeit einzutauschen.

Die meisten Vermittler in den Jobcentern sind positiv eingestellt, freundlich, fair und nicht agressiv. Dennoch stellen die Gespräche mit ihnen für viele Arbeitslose einen massiven Stressfaktor dar. Es gibt welche, die, wenn sie es sich irgend leisten können, auf das Geld verzichten, nur um diesen Stress nicht mehr aushalten zu müssen.

2 Gedanken zu “Einige Absätze zu Arbeitslosigkeit

  1. Es gibt solche und solche. Die einen finden es toll, nichts zu tun und sich den ganzen Tag vor dem Fernseher auf der Couch zu tummeln, anderen fällt die Decke bereits nach 2 Stunden auf den Kopf. Nach meiner Erfahrung ist es die ersten Wochen noch ganz einfach, man kann ja meistens ausschlafen, mal so richtig ausspannen und endlich die Bücher lesen, die schon seit Jahren ungenutzt im Regal stehen. Während manche diese Phase als kreativ genutzte Pause ansehen (so wie dein Freund mit seinem Buch), ging es mir eher wie ein Gebrauchtrad. Mal wirst du benutzt, mal nicht. Ich brauchte eine Aufgabe, eine Berufung und das ständige suchen und warten und dann doch nichts finden machte mich müde und antriebslos. Und so wiederum kümmerte ich mich um immer weniger und schließlich war es gar nicht so schlimm, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen. Was hatte ich denn schon anderes zu tun? So ging ich niemand anderen und vor allem mir nicht auf die Nerven.
    Erst gegen Ende einen Jahres hatte ich die Kraft, mich aus dem Arbeitslosensumpf zu ziehen. Heute bin ich glücklich in meinem neuen Job und auch gerüstet für die Zeit, die nach einer Kündigung folgt, falls es dazu einmal kommen sollte. Erfahrung hab ich ja genug.

  2. Danke für deinen Kommentar. Aber ich frage dich, was der kommerzielle Link hier zu suchen hat, der auf deinem Namen liegt.

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