Ein Zwischeneindruck bei der Lektüre der „Brüder Karamasow“

dostojewski_kleiner
Quelle

Ich hatte ja Anfangs das Buch als „geschwätzig“ bezeichnet, weil es mit Betrachtungen über gewisse Eigenheiten der russischen Gesellschaft beginnt, als säße man abends nach dem Essen noch am Tisch und der Hausherr gäbe seine Meinung über dies und das zum Besten.

Nun ist die Geschichte fortgeschritten und ich kann sagen, dass mir diese Behandlung der Erzählungssituation gut gefällt, sogar sehr gut, sie ist süß, sie ist zart, und sie ist genau dosiert eingesetzt.

Wie er die Figur Dimitrijs gleichzeitig erfindet und etwas ratlos-abschätzig über sie urteilt, ist köstlich. Ein sehr subtiler Witz.

Ähnliches gilt für die Figur Aljoschas, von der er sogar schreibt, dass er sie „liebe“. Er spricht über sein Erschaffenes wie über Wirklichkeit und über die Logik des Romans wie über eine wirkliche Logik.

Dann der Sprachwitz:  Gruschenka ist eine Femme Fatale, der Sohn und Vater Karamasow hinterherlaufen, und die doch ihrer ersten Liebe nachhängt, ihrem „Offizier“, der sie so schmählich verlassen hatte. Doch ihre Auslassungen sind, obwohl in einer existentiellen Krise gemacht, so lustig und herzig nur etwas sein kann! Die Sprache ist kraftvoll und treffend. Dostojewski muss auch sein Vergnügen gehabt haben beim Schreiben, dessen bin ich mir sicher.

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