Tauche wieder ein in die Straßen einer Stadt, diesmal ist es Catania. Die Unterkunft: alles in Marmor und glänzend, kalt, kein Mensch anwesend, ein Anruf: eine Frau gibt einem den Zahlencode für die Haustüre, leitet einen zum Zimmer, dort findet man dann die Schlüssel, Handtücher liegen dort von unsichtbaren Händen hingelegt, alles effizient und beinahe makellos.
Die Ware ist fehlerlos, aber der Akt des Austausches ist zerstört. Die Ware ist eben nicht alles (Hallo, Amazon-Generation!), wir wollen doch irgendwie die Menschen dazu, oder sind wir einfach zu war gestern? Hier gibt es noch die kleinen Läden, die Panifici mit den Klappen des Backofens im Hinterraum.
Es nieselt, aber das stört einen nicht, schmale Straßen, langsamer Verkehr, man kann einfach auf die Straße laufen, ohne überfahren zu werden. (Der Italiener nimmt Rücksicht.) Lichter, Optiker, Schuhgeschäfte, schicke Klamotten, Uhren… wenig Lokale, die sind in einem anderen Viertel. Die Italiener reden im eigentümlichen Rhythmus ihrer Sprache miteinander, ein Rollerfahrer quetscht sich zwischen mir und einem Krankenwagen durch, niemand regt sich auf – es ist auch nicht kalt, ich gerate in eine Art Trance.
Eine Pizzeria sieht einladend aus, die Pizza ist es jedoch nicht, ich lasse die Hälfte übrig. Der Laden ist leer, die junge Bedienung läuft nervös auf und ab, sie hat nichts zu tun, weiter hinten Musikvideos, italienisches Fernsehen, Werbung für Orangensaft (Alle Früchte garantiert aus Italien! – das ist doch jetzt wieder wichtig geworden, dass sich hier nicht etwa auswärtige Orangen einmischen!) Dann wird es dunkler und eine Frau singt mit Hingabe vom Liebesschmerz zum Text, der halbsatzweise auf der Leinwand erscheint, woraufhin ich weiterziehe. Nicht weit am Domplatz, ausladender Barock, wundervoller Elefantenbrunnen, wenig Leute, wird es eine Flasche Bier für sieben Euro, dafür in exquisiter Umgebung und mit heiterem Jazz. Das Getränk ist eine seltene Dänische Marke. Das versöhnt mich wieder.