Sein Material mag banal sein, doch ist es immer real, die Bedingungen der Gefühle sind real, also relevant, die Genüsse sind wirklich erlebt, ebenso wie die Leiden. Die Zuneigung ist warm im Innern, auch die Dankberkeit, die Qual des Zweifels ist echt, die Details einer Szene sind erlebt. Alles hat die Füße auf dem Boden. … Lob des Tagebuchs weiterlesen
Literatur
Es ist immer der Mensch dahinter
Man liest nicht ein Buch, man liest den Autor. Man betrachtet nicht ein Kunstwerk, man betrachtet den Künstler. Man hört nicht ein Stück, man hört den Komponisten und den Interpreten.
Sloterdijk und Palestina
Lese seit längerem in kleinen Häppchen den Salonphilosophen Sloterdijk: "Zorn und Zeit". Der Mann hat so viele witzige und (finde ich) treffende, manchmal auch bissige, Wort- und Begriffsschöpfungen, dass ich jedes Mal in Jammer darüber ausbreche, dass die meisten davon allzubald im Strom der Zeit aus meinem Gedächtnis davongeschwommen sein werden. Die Grundidee des Buches … Sloterdijk und Palestina weiterlesen
Eine Miniatur aus dem 6. Stock
Sah über I.'s Schulter den Ersten der beiden Brechtfilme auf Arte auf dem iPad. Die jungen Schauspieler von heute treffen den Ernst der realen Menschen von damals nicht, soviel Mühe sie sich auch geben. Man ist viel zu verbindlich dafür, zu zart. Ich verstand eine Menge durch diesen Film: die Stücke in ihrem Kontext der … Eine Miniatur aus dem 6. Stock weiterlesen
Feuerzangenbowle mit Nachgeschmack
Silvester bei Freunden kam die DVD mit Heiz Rühmanns "Feuerzangenbowle" zum Einsatz. Rühmann war Produzent und dominierender Hauptdarsteller. Man könnte meinen, dass er sich die Rolle hat auf den Leib schreiben lassen. Ein ähnliches Phänomen findet sich in jüngerer Zeit z.B. bei Til Schweiger, ist nicht so selten in der Filmgeschichte, führt aber leicht zu … Feuerzangenbowle mit Nachgeschmack weiterlesen
Jeffrey Eugenides: Middlesex, das erste Fünftel
Lese mich langsam ein. Hat sogar den Pulitzerpreis gewonnen, 2003. Merke, dass es spannend ist. Möchte wissen, wie es weitergeht – und wie Eugenides das macht, diesen Wunsch in mir wachzurufen. Seine Bilder sind interessant, oft skurril-treffend, originell. Er vergleicht die Schwangerschaft mit einem Labyrinth, hinter jeder Ecke etwas Neues, Unbekanntes und unentrinnbar. Er beschwört … Jeffrey Eugenides: Middlesex, das erste Fünftel weiterlesen
Ein Zwischeneindruck bei der Lektüre der „Brüder Karamasow“
Ich hatte ja Anfangs das Buch als "geschwätzig" bezeichnet, weil es mit Betrachtungen über gewisse Eigenheiten der russischen Gesellschaft beginnt, als säße man abends nach dem Essen noch am Tisch und der Hausherr gäbe seine Meinung über dies und das zum Besten. Nun ist die Geschichte fortgeschritten und ich kann sagen, dass mir diese Behandlung … Ein Zwischeneindruck bei der Lektüre der „Brüder Karamasow“ weiterlesen
Variation über ein Thema
Nachtmond. Als er am Ufer ging, ging ihm das Gespräch zu Hause durch den Kopf. Seine Haut kräuselte sich selbst unter dem Mantel und Pullover von der kalten Luft; nach langem milden Hebst war es endlich kalt geworden. Sie hatte ihn angeschnitten, angefahren, ein langes, tiefes Leid war aus ihrem Innern gekommen und hatte Worte … Variation über ein Thema weiterlesen
„Die Brüder Karamasow“, erster Eindruck
Dostojewski führt sich als Schwätzer ein, der sich über die Wandlungen der russischen Gesellschaft - hier durchaus verstanden im alten Sinne als die herrschende Klasse - auslässt und dem kein Detail zu nichtig ist, um nicht in einem Nebensatz erwähnt zu werden. Aber er breitet eine Zoologie der menschlichen Charaktere aus, die er nicht psychologisch … „Die Brüder Karamasow“, erster Eindruck weiterlesen
Mit W. G. Sebald von Limone sul Garda nach Mailand
Las W.G. Sebald, "Schwindelgefühle". Vergnüglich, wie er mit naiv wirkender Unverfrorenheit von seinen Erlebnissen auf Reisen berichtet, so als sei alles, auch das kleinste Detail, unbedingt berichtenswert. Er ist dabei nicht von dieser Welt, überall Gast, Beobachter, Reisender eben, ohne Zorn, ohne ein drängenderes Ziel, als die Zeit um 1913 durch die Lektüre Veroneser Zeitungen … Mit W. G. Sebald von Limone sul Garda nach Mailand weiterlesen